Die Hauptfunktion der Verben ist es, das Prädikat eines Satzes zu bilden. Das Prädikat ist die zentrale Einheit des Satzes und enthält immer mindestens eine finite Verbform.
Neben den morphologischen Merkmalen zur Kennzeichnung der grammatischen Kategorien (Person, Numerus, Modus, Tempus, Genus) lassen sich die Verben unter syntaktischen und semantischen Gesichtspunkten beschreiben.
Für die Einordnung der Verben nach syntaktischen Kriterien werden sie in Klassen eingeteilt und nach ihrer Valenz gegliedert.
Verben werden nach der Fähigkeit eingeteilt, das Prädikat in einem Satz zu übernehmen.
Diese Verben bilden das Prädikat ohne Hilfe eines anderen Verbs und verfügen über eine eigene Semantik. Die Vollverben bilden die größte Klasse der Verben.
Die Hilfsverben haben, sein und werden besitzen keine eigene Semantik. Zusammen mit einem Vollverb bilden sie Tempus- und Modusformen und das Passiv.
Tempusformen: | |
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Perfekt: | haben bzw. sein + Partizip Perfekt Sie haben gegessen. Sie sind lange gelaufen. |
Plusquamperfekt: | Präteritumformen von haben bzw. sein +
Partizip Perfekt Sie hatten gegessen. Sie waren lange gelaufen. |
Futur I: | werden + Infinitiv Präsens Sie werden essen. |
Futur II: | werden + Infinitiv Perfekt Sie werden gegessen haben. |
Modusform: | |
---|---|
Konjunktiv: | Konjunktivformen von haben/sein bzw.
würde Sie würden zu spät kommen, wenn sie vorher noch gegessen hätten. |
Passiv: | |
---|---|
Vorgangspassiv: | werden + Partizip Perfekt Sie werden abgeholt. |
Zustandspassiv: | sein + Partizip Perfekt Die Untersuchung ist abgeschlossen. |
Die Modalverben können, dürfen, müssen, sollen, wollen, mögen bilden zusammen mit dem Infinitiv des Vollverbs das Prädikat eines Satzes.
Modalverb | Modalität |
---|---|
können | Möglichkeit, Fähigkeit, Erlaubnis, Vermutung |
dürfen | Erlaubnis, Vermutung (Konj.) |
müssen | Notwendigkeit, Vermutung |
sollen | Auftrag, Empfehlung, Redewiedergabe |
wollen | Wille, Notwendigkeit (Passiv), Redewiedergabe |
mögen | Wunsch, Einräumung, Vermutung |
Die Modalverben lassen sich im Gebrauch unterscheiden.
Dabei bezeichnet das entsprechende Modalverb eine Fähigkeit, Möglichkeit, einen Wunsch, einen Auftrag, eine Erlaubnis bzw. Notwendigkeit.
Neben dieser Verwendung lassen sich mit Modalverben auch Vermutungen ausdrücken.
Neben Vermutungen bzw. der Graduierung einer Einschätzung kann auch eine Redewiedergabe ausgedrückt werden.
Beachten Sie, dass mögen häufig als Vollverb gebraucht wird.
Gebrauch als Vollverb: | Ich mag Kaffee.(generelle Aussage) |
---|---|
Gebrauch als Modalverb: | Ich möchte Kaffee (trinken). (Wunsch) |
Weitere Verwendungen von mögen:
Die Kopulaverben sein, werden, bleiben bilden das Prädikat mit einem Nomen bzw. unflektierten Adjektiv.
Das Funktionsverb bildet mit einem deverbalen Nomen actionis (abgeleiteten Substantiv) das Funktionsverbgefüge.
Funktionsverb + Nominalphrase
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Das Funktionsverb selbst hat dabei kaum Bedeutung, sondern vor allem syntaktische Funktion.
Verben lassen sich nach Art und Anzahl der Ergänzungen kategorisieren.
Unpersönliche Verben sind Verben, deren Subjekt bedeutungsleer ist und nur syntaktische Funktion hat. In der Regel handelt es sich bei dem Subjekt um das Unpersönliche es. Zu diesen Verben zählen vor allem die Witterungsverben.
Einige der unpersönlichen Verben können gelegentlich auch mit einem anderen Subjekt als es verwendet werden.
Persönliche Verben können in allen Personen gebraucht werden. Einige Persönliche Verben lassen sich nur in der 3. Person gebrauchen.
Absolute Verben sind Verben, die für einen grammatisch korrekten Satz außer dem Subjekt keine weiteren Ergänzungen verlangen. Diese Verben bezeichnen Aktivitäten oder Vorgänge.
Relative Verben sind Verben, die neben dem Subjekt noch weitere Ergänzungen brauchen. Bei den Ergänzungen handelt es sich in erster Linie um Akkusativobjekt, Präpositionalobjekt und Adverbialbestimmung. Auch Genitiv- und Dativobjekte können eine Ergänzung bilden.
Transitive Verben sind Verben, deren Ergänzung ein Akkusativobjekt ist. Dieses Akkusativobjekt wird im Passiv zum Subjekt.
Einige Transitiva, die einen Besitz oder einen Inhalt ausdrücken, sind nicht passivfähig (bekommen, betragen etc.)
intransitiv verwendete Transitiva: Transitive Verben können intransitiv gebraucht werden, indem das Akkusativobjekt entfällt.
Sie kocht Gemüse. | transitiver Gebrauch |
Sie kocht gut. | intransitiver Gebrauch |
Das Gemüse kocht. | intransitiver Gebrauch |
Bei intransitiven Verben kann kein Akkusativobjekt stehen. Die Verben können ohne Ergänzung gebraucht werden (absolute Verben) oder mit einem anderen Objekt.
Die intransitiven Verben sind eingeschränkt passivfähig. Sie bilden ein unpersönliches Passiv, wenn es sich im Aktivsatz um ein Verb handelt, das eine Aktivität bzw. Handlung bezeichnet und in dem das Subjekt als echtes (belebtes) Agens verstanden wird.
Die reflexiven Verben werden in „echte” reflexive Verben und reflexiv gebrauchte Verben unterteilt.
Das Reflexivpronomen der reflexiv gebrauchten Verben lässt sich durch eine andere NP ersetzen.
Neben der Ersetzung des Reflexivpronomens durch eine NP gibt es weitere Möglichkeiten zu untersuchen, ob es sich um ein echtes Reflexivverb handelt oder um ein reflexiv gebrauchtes.
Das Reflexivpronomen kann nicht im Vorfeld stehen.
Das Reflexivpronomen lässt sich nicht erfragen.
Ähnlich wie die Reflexivverben lassen sich die reziproken Verben unterscheiden in reziproke Verben und reziprok gebrauchte Verben.
Verben wie sich einigen, sich verkrachen etc. bezeichnen eine wechselseitige Beziehung von Subjekt und Objekt. Sie stehen im Plural und können in der Regel durch miteinander verstärkt werden. Im Singular wird die wechselseitige Beziehung zwischen Subjekt und Objekt durch ein mit mit angeschlossenem Präpositionalobjekt ausgedrückt.
Reziprok verwendete Verben sind Verben, bei denen das reziproke Pronomen an der Stelle eines anderen Pronomens oder einer NP steht.
Zu den reziproken Verbvarianten zählen Verben wie sich vertragen, sich aussprechen, sich treffen etc. Die zum Teil veränderte Bedeutung wird deutlich bei der Gegenüberstellung von reziproker Verbvariante und nicht reziprokem Verb.
Sie vertragen sich. | Sie verträgt keinen Lärm. |
Sie sprechen sich aus. | Sie sprechen die Wahrheit aus. |
Bei der Einteilung der Verben nach semantischen Kriterien wird untergliedert in Bedeutungsklassen und Aktionsarten.
Die Verben lassen sich in folgende Bedeutungsgruppen unterteilen:
Die Handlungsverben drücken die Agentivität des
Subjekts aus.
arbeiten, lachen, laufen etc.
Vorgangsverben beschreiben einen Prozess, einen
Vorgang, den das Subjekt weder bewusst
noch
unbewusst bestimmt. Die Vorgangsverben sind nicht agentiv.
aufwachen, einschlafen, verblühen, wachsen
etc.
Die Zustandsverben bezeichnen einen Zustand, ein
Bestehen ohne Veränderung. Das Subjekt
verlangt kein typisches Agens.
leben, liegen, schlafen, wohnen etc.
Die Aktionsart eines Verbs beschreibt den Verlauf, die Dauer und das Ergebnis eines Vorgangs. Je nach zeitlichem Verlauf werden zwei Aktionsarten unterschieden, die perfektiven (telischen) und die durativen (atelischen) Verben.
Perfektive Verben beschreiben Vorgänge, die zeitlich
begrenzt sind, also einen Anfangs-
und
Endpunkt haben.
einschlafen, abreisen, erblühen, finden, weggehen
Die perfektiven Verben lassen sich weiter unterteilen:
Inchoative Verben bezeichnen den Beginn eines Geschehens.
erblühen, losfahren
Resultative Verben bezeichnen das Ende eines Geschehens.
verblühen, aufessen
Punktuelle Verben bezeichnen einen Zeitpunkt, an dem etwas geschieht.
finden, treffen
Kausative Verben bezeichnen eine Handlung, die eine andere Handlung bzw. einen anderen Zustand verursacht.
öffnen, legen
Die durativen Verben beschreiben ein Geschehen, das
andauert, zeitlich nicht begrenzt
ist.
schlafen, leben, wissen
Hierzu sind die iterativen Verben zu zählen, die ein
sich wiederholendes Geschehen
bezeichnen.
plätschern, streichen