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Zur Aneignung von ersten und fremden Sprachen

Exkurs: Erwerben und Lernen

Bisher wurden die Wörter "erwerben" und "lernen" weitgehend synonym gebraucht. Es ist nun an der Zeit, eine begriffliche Präzisierung vorzunehmen. Im Folgenden wollen wir mit "Erwerb" auf das eher unbewusste, beiläufige (inzidentelle) Aneignen einer Sprache verweisen, wie es z.B. bei Schulanfängern noch beobachtet werden kann, während mit "Lernen" bewusste (intentionale) Sprachverarbeitungsprozesse bezeichnet werden sollen.

Beide Formen können vom Lerner selbst gesteuert werden oder von einem Interaktionspartner initiiert und strukturiert werden. Solche Einflussnahmen sind jedoch immer nur von vorübergehender Dauer, da Kinder schon früh ihre Fähigkeit zum Ausblenden (vorübergehendes Abschalten) entwickeln. Sie können sich dadurch jeder Fremdsteuerung entziehen.

Im Allgemeinen genügt es nicht, wenn sich ein Lerner einblendet, denn jeder Lerner muss seinen Teil zur Informationsverarbeitung beitragen. Er muss seine Erfahrungen und Einsichten und deren Vernetzung und Speicherung selbst organisieren. Damit sollen die Verdienste von Lehrerinnen und Lehrern nicht geschmälert werden. Denn bei der Motivierung und Strukturierung von Informationen übernehmen Lehrer gewöhnlich eine wichtige Rolle. Sie können auf diese Weise Lernen erleichtern und das Interesse von Lernern vergrößern.

Tatsächlich sind Situationen, in denen Lerner "fremdgesteuert" werden, nicht auf unterrichtliche Situationen beschränkt. Auch der "Einheimische", der einem Fremden weiterhilft, wird seine Sprache intuitiv vereinfachen. Er wird dem Fremden vielleicht Gesprächsformeln anbieten, von denen er hofft, dass sie eine Hilfe für den Fremden darstellen. Die Mutter, die eine Äußerung ihres Kindes wiederholt und dabei vervollständigt, hofft, dass dem Kind mit Hilfe des korrekten Vorsagens und Wiederholens durch die Mutter die Aneignung der Sprache erleichtert wird. [...]


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