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"Du" oder "Sie"?

Zur Signalisierung der persönlichen Beziehungen ist die Anrede, insbesondere die pronominale (Sie, du, ihr), ein wichtiges Mittel; mit der gewählten Anredeform kommt zum Ausdruck, auf welcher personalen Ebene die Gesprächspartner den Kontakt gestalten wollen. Das wird häufig auch schon durch die Situation definiert. Im Deutschen unterscheidet man dabei, wie in vielen anderen Sprachen auch, zwei Formen: "du" (im Plural "ihr") und "Sie" (Singular und Plural). Wenn sich zwei Erwachsene duzen, so setzt das einen bestimmten Vertrautheitsgrad voraus. Wenn eine solche Voraussetzung nicht vorliegt, darf man sich nicht duzen. Mit dieser (von beiden gebrauchten) Anrede geben sich die Sprecher gleichsam zu verstehen, dass sie sich als vollwertige, gleichberechtigte Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft betrachten - unabhängig davon, welche soziale Position sie einnehmen. Diese Gebrauchsbedingungen der Anredepronomina müssen in der Kommunikation relativ genau befolgt werden. [...]

Das Kriterium des Vertrautheitsgrads kann man sich als eine Skala mit fließenden Übergängen vorstellen; Endpunkte dieser Skala wären dann 'Intimität', 'große Vertrautheit' einerseits und 'Formalität', 'fehlende Vertrautheit' andererseits. Sprachlich wird jedoch durch die beiden Pronomina "du" und "Sie" im Deutschen eine klare Grenze gezogen. Der Übergang von der formellen zur vertrauten Anredeform bedarf daher auch einer ausdrücklichen Prozedur (z.B. "Wir könnten doch 'du' sagen, oder?", "Wollen wir uns nicht duzen?"); dabei bieten normalerweise die Älteren den Jüngeren und - jedenfalls nach den Regeln des guten Tons - die Frau dem Mann die vertraute Anrede an und nicht umgekehrt. In der beruflichen Hierarchie gilt, dass ranghöhere den untergebenen Beschäftigten das 'Du' anbieten. Beide Gesprächspartner müssen dann mit der neuen Anredeform einverstanden sein. Die einmal vereinbarte "Du"-Anrede kann man im Allgemeinen nicht rückgängig machen; man behält sie bei, selbst wenn eine freundschaftliche Beziehung nicht mehr besteht. [...] Übrigens scheint im südwestdeutschen Raum die Verwendung des Plural-"Sie" weniger verbreitet. Bedingt durch dialektale Einflüsse überwiegt hier häufig die Anredeform mit "ihr".

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