In Wissenschafts- und Fachtexten geht es um die möglichst knappe und präzise Darstellung von Sachverhalten. Die Verwendung des Nominalstils ermöglicht eine hohe Konzentration von Informationen, so dass die Verwendung von erweiterten Nominalphrasen ein typisches Merkmal für wissenschaftliche Textsorten ist.
Eine Nominalisierung wird in eine Nominalphrase eingebunden. Eine Nominalphrase muss mindestens einen Artikel (eventuell auch Nullartikel Ø) und ein Nomen umfassen.
NPs finden häufig eine Erweiterung durch Links- oder Rechtsattribute, d.h. Linksattribute (AttrL) stehen links vom Nomen, also vor dem Nomen und Rechtsattribute (AttrR) rechts, also hinter dem Nomen.
Das Linksattribut ist häufig ein Possessivpronomen
(Pronposs) (z.B. unser
Spracherwerb) oder ein attributives Adjektiv (Adjattr) oder
ein Partizipialattribut
(Attrpart)
Das Rechtsattribut (AttrR) besteht
oft aus einem Nomen im Genitiv
(Ngen)
oder aus einer Präpositionalphrase (PP). Ein Rechtsattribut kann auch in
Form eines Nebensatzes, wie z.B.
eines
Relativsatzes (NSrel), eines Nebensatzes mit dass
(NSdass), eines
Nebensatzes mit
ob (NSob) oder eines Nebensatzes mit
Interrogativpronomen (NSw) erscheinen.
Die Attribute können durch andere Attribute erweitert werden, wobei die Reihenfolge beachtet werden muss.
Sind die Linksattribute erweitert, steht das (durch ein Adverb oder Adjektiv erweiterte) attributive Adjektiv direkt vor dem Nomen. Für die Rechtsattribute entsteht folgende Ordnung: (N)NgenPPNS
Ein nominalisiertes Verb oder Adjektiv (N) kann in eine Verbalphrase (VP) aufgelöst werden, indem das entsprechende Verb (V) bzw. Adjektiv mit Hilfsverb (Adj + Kopula) gebildet wird.
Art + NVP | { | V Adj + Kopula |
die Aneignung | jemand eignet sich etwas an | |
die Nutzlosigkeit | etwas/jemand ist nutzlos |
Beachten Sie, dass eine NP hinsichtlich Tempus, Genus verbi (Aktiv/Passiv) nicht bestimmt ist. Die Auflösung in eine Verbalphrase ist immer auch kontextabhängig.
Ist das Rechtsattribut eines Nomens ein Genitivattribut, wird es bei Umformung in eine VP bei intransitiven Verben und reflexiven Verben und bei Adjektiven mit Hilfsverb zum Subjekt einer Verbalphrase.
AttrR(Ngen) Subj bei | { | Vitr Vrefl Adj + Kopula |
Ein Genitivattribut als Rechtsattribut eines Nomens wird bei Umformung in eine VP bei transitiven Verben zum Akkusativobjekt der Verbalphrase (oder zum Subjekt eines Passivsatzes).
AttrR(Ngen) | { | Nakk bei Vtr Subj im Passivsatz |
die Beherrschung der Sprache
Dieses Genitivattribut wird nicht ausnahmslos zum Akkusativobjekt der Verbalphrase. Es kann auch zum Subjekt werden. Darüber entscheidet der Kontext.
der Besuch der alten Dame
Die alte Dame besucht jemanden Jemand besucht die alte Dame
Wenn das Linksattribut eines Nomens ein Possessivpronomen ist, wird es bei Umformung in eine VP bei intransitiven und reflexiven Verben sowie bei Adjektiven + Kopulaverb zum Personalpronomen (Pronpers) als Subjekt in der Verbalphrase.
AttrL(Pronposs) Pronpers als Subj bei | { | Vitr Vrefl Adj + Kopula |
Das Possessivpronomen als Linksattribut eines Nomens ist bei transitiven Verben nur unter Berücksichtigung des Kontextes eindeutig zu verstehen. So kann das Linksattribut in der Verbalphrase sowohl Personalpronomen als Objekt im Akkusativ werden als auch Personalpronomen als Subjekt.
AttrL(Pronposs) Pronpers | { | als Nakk als Subj im Passivsatz als Subj im Aktivsatz |
seine Hervorhebung
Ein attributives Adjektiv als Linksattribut eines Nomens erhält adverbiale Funktion in der Verbalphrase.
AttrL (Adjattr) Adv
der ungesteuerte Erwerb
Man erwirbt etwas ungesteuert.
Die Präpositionalphrase mit durch (PPdurch) als Rechtsattribut eines Nomens wird zum Subjekt der Verbalphrase oder zu einer Präpositionalphrase (mit von oder durch) eines Passivsatzes.
AttrR(PPdurch) | { | Subj eines Aktivsatzes oder PPvon/durch eines Passivsatzes |
Die Einführung der Studenten durch die Dozenten
Wenn das Rechtsattribut eines Nomens eine Präpositionalphrase mit von ist, wird es bei Umformung in eine VP bei intransitiven und reflexiven Verben sowie bei Adjektiven und Hilfsverben in der Verbalphrase zum Subjekt.
AttrR(PPvon) Subj bei | { | Vitr Vrefl Adj + Kopula |
Die Präpositionalphrase mit von als Rechtsattribut eines Nomens (Ersatzform für den Genitiv im Plural ohne Artikel) wird bei transitiven Verben zum Akkusativobjekt im Plural ohne Artikel oder zum entsprechenden Subjekt eines Passivsatzes.
AttrR(PPvon) | { | Nakk im Plural mit ArtØ bei Vtr oder Subj eines Passivsatzes |
die Motivierung von Lernern
Beachten Sie aber auch hier, dass diese Attribute bei
der Verbalisierung nicht
ausnahmslos zum
Akkusativobjekt werden müssen. Beispiele wie die Suche von Studenten
kann zum
einen
bedeuten:
Man sucht Studenten (bzw.
Studenten werden gesucht), aber
ebenso:
Studenten suchen (etwas/jdn)
Auch hier entscheidet der Kontext die entsprechende Auflösung der
Nominalphrase.
Die Präpositionalphrase mit einer anderen Präposition als von oder durch als Rechtsattribut eines Nomens wird entsprechend zum Dativobjekt, Akkusativobjekt oder Präpositionalobjekt der Verbalphrase.
AttrR(PPpräp außer von/durch) | { | Objdat Objakk Objpräp |
die Bitte an den Dozenten
Man bittet den Dozenten.
die Gewöhnung an die neue Sprache
Man gewöhnt sich an die neue Sprache.