Verbvalenz Regeln

I.  Verben und Valenz

Die Struktur eines Satzes wird vom Verb bestimmt, genauer gesagt vom Prädikat. Welche Satzglieder ein Verb verlangt, hängt von der Valenz (Wertigkeit) des Verbs ab. Der Begriff Valenz bezeichnet die Fähigkeit des Verbs, bestimmte Ergänzungen zu fordern und in ihrer Form festzulegen. Je nach Zahl der geforderten Ergänzungen werden 1-, 2-, 3- und 4-wertige Verben unterschieden.

1-wertige Verben: schlafen
Das Kind schläft.

2-wertige Verben: essen
Das Kind isst Schokolade.

3-wertige Verben: geben
Die Eltern geben der Tochter Taschengeld.

4-wertige Verben: bringen
Die Freunde bringen dem Kranken ein Buch nach Hause.

Das Verb besitzt Valenzeigenschaften auf formaler und auf inhaltlicher Ebene.

Verb formale Valenz inhaltl. Valenz  
geben Subjekt Agens (Geber) (die Eltern)
  Objakk Patiens (Gegebenes) (Taschengeld)
  Objdat Rezipiens (Empfänger) (der Tochter)

Verben mit gleicher Valenz gehören zu einer Valenzklasse, d.h. sie verlangen die gleichen Ergänzungen.
Valenzklasse wie geben: schenken, schicken etc.

Ein Verb kann unterschiedliche Valenzmuster haben.

fahren
Das Auto fährt. (Subjekt + Prädikat)
Er fährt das Auto. (Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt)
Er fährt nach Hamburg. (Subjekt + Prädikat + Adverbiale)

 

schreiben
Er schreibt. (Subjekt + Prädikat)
Er schreibt dir. (Subjekt + Prädikat + Dativobjekt)
Er schreibt dir einen Brief. (Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Akkusativobjekt)
Er schreibt einen Brief an dich. (Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Präpositionalobjekt)

Valenzklassen lassen sich mit Satzbauplänen beschreiben.

II.  Art der Ergänzungen

Ergänzungen lassen sich in obligatorische (nicht weglassbare) und fakultative (weglassbare) Ergänzungen unterscheiden.

Obligatorische Ergänzungen: Er benutzt den Wagen. (Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt)
nicht: Er benutzt.  

 

Fakultative Ergänzung: Er isst einen Apfel.
  Er isst.

Fakultative Ergänzungen können unter bestimmten Umständen weggelassen werden, ohne dass der Satz ungrammatisch wird. Bei obligatorischen Ergänzungen ist das nicht möglich.

Schwierig ist die Unterscheidung von fakultativen Ergänzungen und freien Angaben. Die fakultative Ergänzung füllt eine Leerstelle des Verbs. Im Gegensatz dazu ist die freie Angabe völlig unabhängig von einem bestimmten Verb und kann in den verschiedensten Kontexten bei ganz unterschiedlichen Verben vorkommen.

  • Er isst einen Apfel. (fakultative Ergänzung)
  • Er isst regelmäßig einen Apfel. (freie Angabe)

Im Bereich der Adverbiale kann die Unterscheidung von Ergänzung und Angabe über die logische Struktur des Verbs getroffen werden, d.h. darüber, welche Beziehung das Verb zwischen Person und beispielsweise dem Ort herstellt. So wird deutlich, ob das Adverbial valenzgebunden ist oder nicht.

  • Sie wohnen in Hamburg. (adverbiale Ergänzung, valenzgebunden)
  • Sie heiraten in Hamburg. (adverbiale Angabe, nicht valenzgebunden)

Die verschiedenen Arten der Ergänzungen lassen sich auf formaler Ebene unterscheiden in:

1.  Subjekt

1.1.  

Das Subjekt besteht i.d.R. aus einem Nomen bzw. einer Nomengruppe im Nominativ oder einem entsprechenden Pronomen.

  • Der Dozent beginnt das Seminar.
  • Der Dozent für Archäologie beginnt das Seminar.
  • Er beginnt das Seminar.

1.2.  Nebensatz als Subjekt

Subjektsätze sind Nebensätze, die im übergeordneten Hauptsatz die Funktion des Subjekts haben.
Die folgenden Subjektsätze lassen sich unterscheiden:

1.2.1.  dass-Satz

Dass sie dort sind, freut ihn sehr.

1.2.2.  ob-Satz

Ob sie erfolgreich sein werden, ist noch unsicher.

1.2.3.  w-Satz

Wann sie ankommen werden, steht noch nicht fest.

1.2.4.  Infinitivkonstruktion

Wieder in der Arbeitsgruppe zu sein freut alle.

1.3.  es als formales Subjekt

Das formale Subjekt es ist bedeutungsleer. Es steht bei unpersönlichen Verben. Es kann nicht weggelassen oder ersetzt werden.

  • Es schneit.
  • Es geht ihr gut.

1.4.  es als Korrelat für einen Subjektsatz

Ist der Subjektsatz nachgestellt, steht es als Korrelat im Hauptsatz an der ersten Stelle.

  • Es freut ihn sehr, dass sie dort ist.
  • Es ist noch unsicher, ob sie erfolgreich sein werden.

Steht ein anderes Wort an erster Stelle, tritt es ins Satzinnere. Ob es obligatorisch oder fakultativ ist, hängt von der Wahl des finiten Verbs ab.

  • Ihm fällt es schwer, konzentriert zu arbeiten.
  • Ihn freut (es), dass alle gekommen sind.

Steht der Subjektsatz im Vorfeld, entfällt es.

  • Dass sie dort ist, freut ihn sehr.
  • Ob sie erfolgreich sein werden, ist noch unsicher.

1.5.  es als Platzhalter für das Subjekt

Das Platzhalter-es besetzt die Vorfeldstelle im Verbzweitsatz. Dieses es entfällt, wenn ein anderes Satzglied ins Vorfeld tritt.

  • Es passierte ein Unfall. (Ein Unfall passierte)
  • Es wird jeden Tag getanzt. (Jeden Tag wird getanzt)

2.  Das Akkusativobjekt

2.1.  

Das Akkusativobjekt besteht aus einem Nomen bzw. einer Nomengruppe oder aus einem entsprechenden Pronomen.

  • Der Dozent schreibt einen Fachartikel.
  • Der Dozent schreibt einen kritischen Fachartikel.
  • Der Dozent schreibt ihn.

2.2.  Nebensatz als Akkusativobjekt

Nebensätze und Infinitivkonstruktionen können die Funktion des Akkusativobjekts im übergeordneten Hauptsatz haben.

Die folgenden Objektsätze lassen sich unterscheiden.

2.2.1.  dass-Satz

Er wusste schon, dass die Zeit drängte.

2.2.2.  ob-Satz

Er wusste nicht, ob er rechtzeitig ankommen würde.

2.2.3.  w-Satz

Sie sah, wie sich die Situation entwickelte.

2.2.4.  Infinitivkonstruktion

Die Studenten beschlossen, eine Pause zu machen.

2.3.  es als formales Akkusativobjekt

Das formale Akkusativobjekt es ist bedeutungsleer.

  • Sie wollen es dabei belassen.
  • Er hat es immer eilig.

2.4.  es als Korrelat für einen Nebensatz

Es als Korrelat für einen nachgestellten Objektsatz steht nie an erster Stelle sondern fakultativ im Satzinnern.

Er versteht (es) nicht, dass es unmöglich ist.

Ob es obligatorisch oder fakultativ ist, hängt von der Wahl des finiten Verbs ab.

Er hat (es) ihnen erlaubt, die Arbeit später abzugeben.

3.  Das Dativobjekt

3.1.  

Das Dativobjekt besteht aus einem Nomen bzw. einer Nomengruppe oder dem entsprechenden Pronomen.

  • Die Studenten hören dem Dozenten zu.
  • Die Studenten hören dem neuen Dozenten zu.
  • Die Studenten hören ihm zu.

3.2.  Nebensatz als Dativobjekt

Ein Nebensatz als Dativobjekt tritt nur selten auf.

Sie glaubt nur, wem sie vertraut.

4.  Das Genitivobjekt

4.1.  

Das Genitivobjekt besteht aus einem Nomen bzw. einer Nomengruppe oder einem entsprechenden Pronomen.

  • Sie erfreut sich des Anblicks.
  • Sie erfreut sich bester Gesundheit.
  • Sie erfreut sich dessen.

4.2.  Nebensatz als Genitivobjekt

Ein Nebensatz als Genitivobjekt tritt selten auf.

Sie rühmt sich, dass sie das schon vermutet hat.

5.  Das Präpositionalobjekt

5.1.  

Das Präpositionalobjekt besteht aus einer Präposition mit einem Nomen bzw. einer Nomengruppe oder einem entsprechenden Pronomen. Die Präposition wird vom Prädikat bestimmt, ist nicht austauschbar und semantisch weitgehend leer.

  • Sie warten auf den Semesterbeginn.
  • Sie beginnen mit der schwierigen Semesterarbeit.

 

5.1.1.  

Wenn ein Lebewesen durch das Nomen des Präpositionalobjekts bezeichnet wird, lässt es sich durch ein entsprechendes Pronomen ersetzen.

  • Sie warten auf den Dozenten.
  • Sie warten auf ihn. (Frage: Auf wen warten sie?)

Handelt es sich nicht um ein Lebewesen, muss das Nomen des Präpositionalobjekts durch ein entsprechendes Pronominaladverb ersetzt werden.

  • Die Studenten freuen sich auf die Semesterferien.
  • Die Studenten freuen sich darauf. (Frage: Worauf freuen sie sich?)

5.2.  Nebensatz als Präpositionalobjekt

Die folgenden Objektsätze lassen sich unterscheiden:

5.2.1.  dass-Satz

Sie freuten sich (darüber), dass die Arbeit beendet war.

5.2.2.  ob-Satz

Sie fragten (danach), ob die Scheine schon ausgeteilt worden waren.

5.2.3.  w-Satz

Sie antworteten ihm (darauf), wie der Stundenplan aussah.

5.2.4.  Infinitivkonstruktionen

Sie hatten Angst (davor), die Prüfungen zu machen.

5.3.  dar- als Korrelat für einen Objektsatz

Hat der Nebensatz die Funktion eines Präpositionalobjekts, kann er im übergeordneten Hauptsatz durch das Korrelat dar- (+Präposition) vertreten sein.

Sie diskutieren (darüber), wann sie das Projekt beginnen.

Häufig ist das Korrelat obligatorisch.

  • Sie sprechen darüber, wann sie sich treffen.
  • Sie interessiert sich dafür, einen weiteren Kurs zu besuchen.

Ob im Hauptsatz das entsprechende Pronominaladverb dar- obligatorisch oder fakultativ ist, hängt vom Prädikat ab.

6.  Die Adverbialia

Die Adverbialia bezeichnen die näheren Umstände der im Satz ausgedrückten Situation. Sie können obligatorische bzw. fakultative Ergänzungen sein oder freie Angaben. Ob es sich um Ergänzungen oder Angaben handelt, hängt von der Wahl des finiten Verbs ab. (siehe auch II.)

Obligatorische Ergänzung: Sie wohnen in Hamburg. (nicht: sie wohnen.)
Fakultative Ergänzung: Er fährt (nach Bremen).
Freie Angabe: Sie kommen am Donnerstag um 16.00 Uhr.

Die fakultativen Ergänzungen können zwar unter bestimmten Bedingungen weggelassen werden, sind aber eng mit der Bedeutung und Valenzstruktur des Verbs verbunden.

Adverbialia (ausführlichere Informationen)

6.1.  Lokale Adverbialia:

Das Glas steht auf dem Tisch.

6.2.  Temporale Adverbialia:

Er ist heute Abend angekommen.

6.3.  Modale Adverbialia:

Er arbeitet regelmäßig.

6.4.  Kausale Adverbialia:

Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich.

7.  Prädikative

7.1.  

Die Subjektsprädikative treten zusammen mit Kopulaverben auf und bilden das Prädikat.

  • Sie wird Lehrerin. (Nomen)
  • Sie ist engagiert. (Adjektiv)
  • Die Stelle ist von großer Bedeutung. (Präpositionalphrase)
  • Sie bleibt dort. (Adverb)

 

7.2.  

Die Objektsprädikative beziehen sich auf das Objekt des Satzes.

  • Sie nennt ihn ein Genie. (Nomen)
  • Sie findet die Veranstaltung besonders wichtig. (Adjektiv)

8.  Akkusativ mit Infinitiv (AcI)

Verben wie fühlen, heißen (im Sinne von befehlen), hören, lassen, sehen und spüren können mit einem Infinitiv verbunden werden. Der vom Prädikat abhängige Akkusativ ist dabei gleichzeitig das Subjekt, das zum Infinitiv gehört. Diese Konstruktion wird Akkusativ mit Infinitiv (accusativus cum infinitivo; AcI) genannt.

Er hört sie kommen.

Subjekt Prädikat Satz (AcI)
Er hört sie kommen

Abhängig davon, zu welcher Valenzklasse das Verb gehört, kann der Infinitiv eine Ergänzung haben.

Er hört sie das Fenster schließen.

Freie Angaben

Neben den Ergänzungen, die von der Valenz des Verbs abhängen, gibt es im Satz weitere Satzglieder, die nicht von der Valenz des Verbs gefordert werden, die freien Angaben. Diese freien Angaben können immer weggelassen werden und in unterschiedlichen Kontexten bei verschiedensten Verben stehen.
Für die Satzbaupläne werden die freien Angaben nicht berücksichtigt.

Zu den freien Angaben zählen vor allem:

1.  Der freie Dativ

Beim freien Dativ handelt es sich nicht um ein Dativobjekt, d.h. er hängt nicht von der Valenz des Verbs ab. Dabei lassen sich verschiedene Arten des freien Dativs unterscheiden:

1.1.  

Der Dativus commodi (Dativ des Vorteils) bezeichnet eine Person, zu deren Vorteil etwas geschieht.

Die Dozentin schreibt den Studenten die Termine auf.

1.2.  

Der Dativus incommodi (Dativ des Nachteils) bezeichnet eine Person, zu deren Nachteil etwas geschieht.

Die Dozentin hat den Studenten die freie Zeit gekürzt.

1.3.  

Der Possessivdativ (Zugehörigkeitsdativ) bezeichnet die Zugehörigkeit eines Teils zu einer Person.

Er schneidet ihm die Haare. (Er schneidet seine Haare.)

1.4.  

Der Dativus ethicus bezeichnet eine emotionale Beteiligung und ist in seinem Gebrauch auf die 1. und 2. Person beschränkt. Verwendet wird er, um eine Aufforderung oder Verwunderung auszudrücken.

Dass Sie mir nicht den Termin vergessen!

2.  Der Subjektsnominativ

Der Subjektsnominativ als freies Satzglied wird in Imperativsätzen in Form eines Pronomens verwendet.

Frag du im Sekretariat nach!

3.  Freie Adverbialia

Die freien Adverbialia lassen sich in folgender Weise unterscheiden.

3.1.  Lokaladverbialia antworten auf die Fragen:

• Wo? Sie arbeiten dort.
• Wohin? Er sendet den Brief nach Hamburg ab.
• Woher? Er empfängt den Brief aus Hamburg.
• Wie weit? Sie sind die ganze Strecke bis in die Stadt gelaufen.

3.2.  Temporaladverbialia antworten auf die Fragen:

• Wann? Sie hat die Arbeit am selben Tag abgegeben.
• Seit wann? Sie haben seit Semesteranfang zusammengearbeitet.
• Wie oft? Sie arbeiten immer montags zusammen.

3.3.  Modaladverbialia bestimmen die

• Qualität (wie?) Sie fertigt das Referat sehr zügig an.
• Quantität (wie viel?) Sie hat zu wenig auf den Inhalt geachtet.
• Intensität (wie sehr?) Er ist überdurchschnittlich begabt.
• Instrument (womit?) Er schrieb das Referat mit der entsprechenden Literatur.
• Begleitung (mit wem?) Sie bereitete sich mit ihren Freunden auf die Prüfung vor.
• Vergleich Er hat für seine Erfahrung schnell Anschluss gefunden.

3.4.  Kausaladverbialia bestimmen eine(n)

• Grund (warum?) Der Student kann die Arbeit aus Zeitmangel nicht rechtzeitig abgeben.
• Bedingung
  (unter welcher Bedingung?)
Die Veranstaltung findet bei ausreichender Nachfrage statt.
• Zweck (wozu?) Er wiederholte zum Verständnis alles noch einmal.
• Einräumung Trotz Wiederholung wurde die Problematik nicht deutlich.
• Folge: Er konnte in Folge der vielen Fragen kein Ergebnis finden.

Die hier genannten freien Adverbialia sind zu unterscheiden von den Adverbialia, die valenzgebunden, also Ergänzungen sind. (siehe auch II.)

III.  Satzbaupläne im Einzelnen

Valenzklassen lassen sich mit Satzbauplänen beschreiben, so dass die unendliche Zahl möglicher Sätze in eine begrenzte Anzahl möglicher Typen eingeteilt werden kann.

Bei den hier aufgeführten Satzbauplänen handelt es sich um die Hauptpläne, d.h. um die Satzbaupläne, die durch die direkt vom Verb abhängigen Ergänzungen bestimmt werden.

1.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat

Subjekt Prädikat
Die Sonne scheint

In diesen Satzbauplan werden auch die unpersönlichen Verben eingeordnet wie es regnet, es schneit etc.

2.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt

Subjekt Prädikat Akkusativobjekt
Der Student erklärt das Problem

Zu diesem Satzbauplan gehören vor allem die Verben, die passivfähig sind.

3.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Dativobjekt

Subjekt Prädikat Dativobjekt
Der Student dankt dem Nachbarn

Dieser Satzbauplan umfasst die Sätze mit einem persönlichen Dativobjekt. Das Subjekt kann entweder ebenfalls persönlich sein (Er hilft ihr) oder sachlich (Etwas fällt ihm ein).

4.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Genitivobjekt

Subjekt Prädikat Genitivobjekt
Das Institut bedarf einer Reform

Zu beachten ist hier, dass die Genitivobjekt heute häufig durch Präpositionalobjekte ersetzt werden. (Er schämt sich seiner Reaktion  Er schämt sich für seine Reaktion)

5.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Präpositionalobjekt

Subjekt Prädikat Präpositionalobjekt
Der Dozent denkt an die Korrektur

Das Präpositionalobjekt kann auch ein Pronominaladverb sein (Der Dozent denkt daran.).

6.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Adverbiale

Subjekt Prädikat Adverbiale
Die Universität liegt am Stadtrand

Die Adverbialia lassen sich unterscheiden in:

Bestimmungen des Raums

Die Universität liegt am Stadtrand.

Bestimmungen der Zeit

Die Vorlesung dauert zwei Stunden lang.

Bestimmungen der Art und Weise

Das Studentenwohnheim liegt sehr günstig.

Bestimmungen des Grundes

Das Missverständnis entstand aus Unachtsamkeit.

7.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Akkusativobjekt

Subjekt Prädikat Dativobjekt Akkusativobjekt
Der Student gibt der Arbeitsgruppe eine Kopie

Für diesen Satzbauplan stehen besonders die Verben des Gebens, Nehmens, Mitteilens oder Verschweigens an der Prädikatsstelle. In der Regel sind Subjekt und Dativobjekt persönlich, das Akkusativobjekt sachlich.

8.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Präpositionalobjekt

Subjekt Prädikat Akkusativobjekt Präpositionalobjekt
Der Dozent bittet die Studenten um Mitarbeit

Die große Menge an Verben hat in der Regel ein persönliches Subjekt und ein persönliches Akkusativobjekt bzw. ein persönliches Subjekt und ein sachliches Akkusativobjekt. (Der Richter beurteilt die Situation nach den Fakten)

9.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Akkusativobjekt

Subjekt Prädikat Akkusativobjekt Akkusativobjekt
Der Lehrer lehrt die Schüler das Schreiben

Nur wenige Verben werden mit zwei Akkusativen gebraucht. Die wichtigsten Verben sind hier: nennen, kosten, lehren

10.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Adverbiale

Subjekt Prädikat Akkusativobjekt Adverbiale
Die Studentin bringt das Buch in die Bibliothek

Die Adverbialia lassen sich unterscheiden in:

Bestimmungen des Raums

Die Studentin bringt das Buch in die Bibliothek.

Bestimmungen der Zeit (selten)

Die Arbeitsgruppe verlegt das Treffen auf die nächste Woche.

Bestimmungen der Art und Weise

Die Studentin erledigt die Arbeit gewissenhaft.

Bestimmungen des Grundes

Die Studentin verlegte das Buch aus Zerstreutheit.

11.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Präpositionalobjekt

Subjekt Prädikat Dativobjekt Präpositionalobjekt
Er dankte ihr für die Hilfe

Weitere Verben für diesen Satzbauplan sind: berichten, garantieren, helfen, raten etc.

12.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Präpositionalobjekt + Präpositionalobjekt

Subjekt Prädikat Präpositionalobjekt Präpositionalobjekt
Die Studenten stritten mit dem Dozenten über die Interpretation

13.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Adverbiale + Präpositionalobjekt

Subjekt Prädikat Adverbiale Präpositionalobjekt
Der Lehrer redet freundlich über seine Schüler

Dieser Satzbauplan gilt nur für wenige Verben. Die Adverbiale betrifft immer die Bestimmung der Art und Weise.

14.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Adverbiale + Adverbiale

Subjekt Prädikat Adverbiale Adverbiale
Es geht lustig zu auf der Semesterfeier

In diesem Satzbauplan ist das Subjekt das unpersönliche es. Die häufigsten Verben sind zugehen und hergehen.

15.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Prädikativ

Subjekt Kopulaverb Prädikativ
Sie wird Lehrerin

Verben dieses Satzbauplans verbinden das Subjekt des Satzes mit einem Nomen im Nominativ oder einem unflektierten Adjektiv. Verb und Nomen bzw. Adjektiv bilden gemeinsam das Prädikativ.

16.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Prädikativ

Subjekt Prädikat Akkusativobjekt Prädikativ
Die Studenten finden die Veranstaltung interessant

In diesem Satzbauplan finden sich die Verben wie finden, halten für, heißen, nennen etc., die gemeinsam mit dem Prädikativ zum Objekt das Prädikat bilden.

Folgende Wortgruppen können Prädikativ zum Objekt sein:

Nomen im Akkusativ

Die Studenten nennen den Dozenten einen Erbsenzähler.

Adjektiv

Die Studenten finden das Buch interessant.

17.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Adverbiale

Subjekt Prädikat Dativobjekt Adverbiale
Die Vorbereitung fällt der Arbeitsgruppe schwer

Bei den Adverbialia dieses Satzbauplans handelt es sich um Bestimmungen der Art und Weise. In diesen Satzbauplan gehören gängige Ausdrücke wie: Das Essen bekommt ihm gut. Es geht ihm gut.

18.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Genitivobjekt

Subjekt Prädikat Akkusativobjekt Genitivobjekt
Der Richter überführte den Angeklagten des Betrugs

Die Verben dieses Satzbauplans sind begrenzt und vorwiegend auf den gerichtlichen Bereich bezogen: anklagen, anschuldigen, beschuldigen, bezichtigen, entheben, überführen, verdächtigen u.a.

19.   Satzbauplan: Subjekt + Prädikat + Akkusativ mit Infinitiv (AcI)

Subjekt Prädikat Akkusativ im Infinitiv
Sie hört sie kommen

Zu diesem Satzbauplan gehören die Verben wie fühlen, hören, lassen, sehen, spüren, die einen Infinitivsatz in den Satz integrieren.
Sie hört sie. Sie kommen. Sie hört sie kommen.

IV.  Verben und Präfixe bzw. Verbpartikeln

Verben können durch Präfixe (arbeiten  bearbeiten) bzw. Verbpartikeln (arbeiten  aufarbeiten) sowohl eine veränderte Bedeutung als auch eine andere Valenz bekommen.

  • Sie arbeiten an dem Referat.
  • Sie bearbeiten das Referat.
  • Sie arbeiten die übrigen Daten auf.

1.  Grammatische und semantische Aspekte bei Verbpräfixen

Die häufigsten Verbpräfixe sind: be-; ent-; er-; ver-; zer-, wobei ver- und be- den weitaus größten Teil ausmachen. Darüber hinaus gibt es weitere Verbpräfixe (miss-; hinter- etc.), die hier keine Berücksichtigung finden.

1.1.  Das Präfix be-

1.1.1.  Grammatische Aspekte des Präfixes be-

 macht aus intransitiven Verben mit Präpositionalobjekt oder Dativobjekt transitive Verben:

urteilen über  beurteilen

 verschiebt das Akkusativobjekt

jmdm. etwas schenken - jmdn. mit etwas beschenken

1.1.2.  Semantische Aspekte des Präfixes be-
Präfix be- Bedeutung
+ Substantiv Verben des Hinzufügens, Ausstattens:
 be-bild-ern; be-fracht-en
+ Verb Intensivierung der Verbbedeutung
 etwas fürchten  etwas befürchten
+ Adjektiv Verben mit bewirkendem Charakter
 be-fähig-en

1.2.  Das Präfix ent-

1.2.1.  Grammatische Aspekte des Präfixes ent-

 Ausgangsverben werden zu Dativverben,

- indem aus einem Präpositionalobjekt bzw. -gefüge ein Dativobjekt wird

etwas aus der Kasse nehmen  der Kasse etwas entnehmen

- indem die betroffene Person durch ein zusätzliches Dativobjekt genannt wird

etwas entfällt jmdm.

1.2.2.  Semantische Aspekte des Präfixes ent-
Präfix ent- Bedeutung
+ Substantiv Beseitigung bzw. Entfernen von dem, was Grundwort benennt
 ent-kern-en; ent-gift-en
+ Verb Verben des Entfernens werden intensiviert
 jmdm. ent-gleit-en; ent-zieh-en
+ Adjektiv Beseitigung bzw. Entfernen von dem, was Grundwort benennt
 ent-fern-en; ent-wirr-en

1.3.  Das Präfix er-

1.3.1.  Grammatische Aspekte des Präfixes er-

 macht zumeist aus Verben mit Präpositionalobjekt transitive Verben

um Antwort bitten  eine Antwort erbitten

1.3.2.  Semantische Aspekte des Präfixes er-
Präfix er- Bedeutung
+ Verb Beginn des Vorgangs, der im Grundwort ausgedrückt wird
 er-öffnen; er-frieren
+ Adjektiv Verben der Zustandsänderung
 er-möglich-en; er-blass-en

1.4.  Das Präfix ver-

1.4.1.  Grammatische Aspekte des Präfixes ver-

 macht zumeist aus Verben mit Präpositionalobjekt transitive Verben

urteilen über  jmdn. verurteilen; sorgen für jmdn.  jmdn. versorgen

1.4.2.  Semantische Aspekte des Präfixes ver-
Präfix ver- Bedeutung
+ Substantiv Zustandsveränderung
 verbeamten, verpflanzen
Hinzufügen, Ausstatten mit etwas
 verputzen; versiegeln
+ Verb etwas falsch bzw. verkehrt machen
 sich verschreiben; sich verhören
etwas zum Abschluss bringen
 verdunsten; etwas verbrauchen
etwas ist zu sehr / zu viel
 versalzen; verschlafen
+ Adjektiv Zustandsveränderung
 ver-öffentlich-en, ver-besser-n (transitiv)
 ver-arm-en (intransitiv)

1.5.  Das Präfix zer-

1.5.1.  Grammatische Aspekte des Präfixes zer-

 i.d.R. transitive und intransitive Verben bei Verben des Trennens bzw. Zerkleinerns

zerbrechen; zergliedern

 in Verbindung mit anderen Verben entsteht Akkusativierung

etwas zerlegen; etwas zerlassen

1.5.2.  Semantische Aspekte des Präfixes zer-
Präfix zer- Bedeutung
+ Substantiv Trennen oder Zerkleinern
 zerteilen; zertrümmern
+ Verb Trennen oder Zerkleinern
 zerschneiden; zerreißen
+ Adjektiv Trennen oder Zerkleinern
 zer-klein-ern; zer-mürb-en

2.  Grammatische und semantische Aspekte bei Verbpartikeln

Die häufigsten Verbpartikeln sind: ab-; an-; auf-; aus-; ein-. Die Häufigkeit ihrer Bildungen lässt sich mit den sehr häufigen Präfixen ver- und be- vergleichen. Über die aufgeführten Verbpartikeln hinaus gibt es weitere wie nach-; vor- etc, die hier jedoch keine Berücksichtigung finden.

2.1.  Die Verbpartikel ab-

2.1.1.  Grammatische Aspekte der Verbpartikel ab-

 bei Bewegungsverben entsteht teilweise eine Verringerung der Valenz

jmdn. an einen anderen Ort berufen  jmdn. abberufen

2.1.2.  Semantische Aspekte der Verbpartikel ab-
Verbpartikel ab- Bedeutung
+ Substantiv häufig Loslösung
 abpellen (jmd. pellt die Schale von der Kartoffel ab)?
+ Verb Fortbewegung von etwas, Trennung
 abfahren; abbeißen
Bewegung nach "abwärts"
 absteigen; abstürzen
Imitation
 abschreiben; abgucken
Intensivierung
 abändern; abbezahlen
+ Adjektiv Zustandsveränderung
 ab-dunkel-n; ab-bleich-en

2.2.  Die Verbpartikel an-

2.2.1.  Grammatische Aspekte der Verbpartikel an-

 bei zahlreichen Verben verringert sich die Valenz

sich einem Ort nähern  sich annähern

2.2.2.  Semantische Aspekte der Verbpartikel an-
Verbpartikel an- Bedeutung
+ Substantiv instrumentale oder lokale Bedeutung
 anklammern; anlehnen
+ Verb Annäherung an ein Ziel
 ankommen; annähern
Kontakt
 anmontieren; anbinden
Zunahme und Aufwärtsbewegung
 anwachsen; ansteigen
Beginn eines Vorgangs
 anvisieren; ansprechen
+ Adjektiv Verben mit bewirkendem Charakter
 an-bräun-en; an-öde-n

2.3.  Die Verbpartikel auf-

2.3.1.  Grammatische Aspekte der Verbpartikel auf-

 bei Verben, die einen Kontakt ausdrücken, kommt es häufig zu einer Verringerung der Valenz.

  • Sie setzt sich auf das Pferd.  Sie sitzt auf.
  • Er legt den Telefonhörer auf die Gabel.  Er legt auf.
2.3.2.  Semantische Aspekte der Verbpartikel auf-
Verbpartikel auf- Bedeutung
+ Substantiv lokale Bedeutung (eher selten)
 aufpflanzen; aufteilen
+ Verb Aufwärtsbewegung
 aufstehen; aufstocken
Kontakt
 aufsitzen; auflegen
Öffnen
 aufschließen; aufschneiden
Beginn einer Handlung
 aufschreien; aufseufzen
Beendigung eines Vorgangs
 aufhören; aufrechnen
+ Adjektiv Verben mit bewirkendem Charakter
 auf-hell-en, auf-rund-en

2.4.  Die Verbpartikel aus-

2.4.1.  Grammatische Aspekte der Verbpartikel aus-

 bei Verben, die eine Bewegung nach außen ausdrücken, kommt es teilweise zu einer Verringerung der Valenz

Das Wasser fließt aus der Flasche. Das Wasser fließt aus.

2.4.2.  Semantische Aspekte der Verbpartikel aus-
Verbpartikel aus- Bedeutung
+ Substantiv Bewegung nach außen (eher selten)
 ausbooten; ausgräten
+ Verb Bewegung nach außen
 ausgehen; ausbrechen
etwas außer Betrieb setzen
 ausdrehen; ausmachen
Beendigung eines Vorgangs
 ausarbeiten; ausdiskutieren
+ Adjektiv Verben mit bewirkendem Charakter
 aus-dünn-en

2.5.  Die Verbpartikel ein-

2.5.1.  Grammatische Aspekte der Verbpartikel ein-

 bei Verben, die eine Bewegung nach innen ausdrücken, verringert sich häufig die Valenz

Sie räumt die Möbel in das Zimmer. Sie räumt die Möbel ein.

2.5.2.  Semantische Aspekte der Verbpartikel ein-
Verbpartikel ein- Bedeutung
+ Substantiv lokale Bedeutung
 eingemeinden; eindeichen
+ Verb Bewegung nach innen
 einschenken; einräumen
Beginn eines Vorgangs bzw. Zustands
 einschlafen; einfallen
Gewöhnung
 einfahren (einen Wagen); sich einleben
Zerstörung
 einbrechen; einreißen
+ Adjektiv Verben mit bewirkendem Charakter
 ein-schüchtern; ein-schärf-en