Wortstellung Regeln

Aspekte zur Wortstellung

I.  ZUR VERBPOSITION

Im Deutschen kann das finite Verb drei verschiedene Positionen im Satz einnehmen:

  1. die 2. Position (Verbzweitsatz)
    Die Debatte beginnt im Herbst.
  2. die 1. Position (Verberstsatz)
    Beschließt man heute das Gesetz?
  3. die Endposition (Verbendsatz)
    (Ich habe gehört,) dass die Debatte drei Stunden dauerte.

Satzklammer

Typisch für den deutschen Satz ist die Satzklammer, die den Satz in drei Abschnitte gliedert, in ein Vorfeld (VF), ein Mittelfeld (MF) und ein Nachfeld (NF). Die Satzklammer besteht aus 2 Teilen, einer linken Satzklammer (SKl), dem finiten Verb, zur Abgrenzung von Vorfeld und Mittelfeld und einer rechten Satzklammer (SKr), dem infiniten Verbteil, zur Abgrenzung von Mittelfeld und Nachfeld. Die rechte Satzklammer kann leer bleiben Die Debatte begann im Herbst), die linke Satzklammer ist obligatorisch mit einem finiten Verb besetzt.

1.  Verbzweitsatz (Hauptsatzstellung)

Im Verbzweitsatz ist die Besetzung der rechten Satzklammer variabel. Es kann ein Infinitiv, Partizip oder auch ein Präfix in dieser Position stehen. Die rechte Satzklammer kann aber auch unbesetzt bleiben.

Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
Die Debatte hat im Herbst begonnen, während noch der Wahlkampf lief
Die Debatte begann im Herbst   während noch der Wahlkampf lief

Diese Verbposition findet sich in folgenden Satzarten:

  • Aussagesätze Die Debatte hat im Herbst begonnen
  • Ergänzungsfragen Wann begann die Debatte?)
  • irreale Vergleichssätze mit als Als hätte die Diskussion noch gar nicht begonnen
Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
Wann beginnt die Debatte    
Als hätte die Diskussion noch gar nicht begonnen  

2.  Verberstsatz

Ebenso wie der Verbzweitsatz hat der Verberstsatz eine Satzklammer hat ... begonnen). Der Verberstsatz unterscheidet sich jedoch vom Verbzweitsatz dadurch, dass er kein Vorfeld besitzt, d.h. alle Satzglieder stehen im Mittelfeld (ggf. auch im Nachfeld). Auch hier kann die rechte SK leer bleiben Beginnt die Debatte im Herbst?) die linke Satzklammer ist obligatorisch besetzt.

Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
  Hat die Debatte im Herbst begonnen oder schon im Sommer?

Diese Verbposition findet sich in folgenden Hauptsätzen:

  • Entscheidungsfragen Hat die Debatte im Herbst begonnen?)
  • Imperativsätze Besuchen Sie die zusätzlichen Internetseiten!)
  • Wunschsätze Wäre ich nur in die Studienberatung gegangen!)
  • Konditional- (und Konzessiv)sätze ohne Konjunktion Verfolgt er nicht die Diskussion, ...)
Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
  Besuchen Sie die zusätzlichen Internetseiten!    
  Hätte ich nur die Diskussion verfolgt!  
  Verfolgt er nicht die Diskussion,...    

3.  Verbendsatz

Im Verbendsatz steht das finite Verb (und ebenso die infiniten Verbteile) in der rechten Satzklammer. Im Vergleich zum Verberst- und Verbzweitsatz enthält die linke Satzklammer keinen Verbteil sondern eine Nebensatz einleitende Konjunktion (auch Relativpronomen und Interrogativpronomen). Ein Vorfeld ist im Verbendsatz nicht vorhanden.

Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
  dass die Debatte im Herbst beginnen wird  

Diese Verbposition findet sich in folgenden Nebensätzen:

  • Nebensätze, die mit einer Konjunktion eingeleitet werden
    ..., wenn die Tagungsordnung geändert wird.)
  • Nebensätze, die mit einem Relativ- oder Interrogativpronomen eingeleitet werden
    ..., was ihr abgestimmt habt.)
    ..., wann die Diskussion geführt wird.)
Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
  was ihr abgestimmt habt  
  wann die Diskussion geführt wird  

II.  DIE BESETZUNG DER EINZELNEN SATZFELDER

Verbpos. Vorfeld linke SK Mittelfeld rechte SK Nachfeld
V2 Die Debatte beginnt im Herbst    
V2 Die Debatte hat im Herbst begonnen, wie gestern bekannt gegeben wurde
V1   Fangen die Sitzungen im September an oder im Oktober?
V1   Geht er nicht in den Vermittlungsausschuss,    
V1   Wäre er nur in den Vermittlungsausschuss gegangen!  
VE   wenn die Tagungsordnung geändert wird,  
VE   wer die Rede hält,  

Die Tabelle zeigt, dass die linke Satzklammer besetzt sein muss, während einzelne Satzfelder und die rechte Satzklammer leer bleiben können. Die linke Satzklammer ist besetzt durch ein finites Verb, eine Nebensatzkonjunktion, ein Relativpronomen oder Interrogativpronomen. Die rechte Satzklammer ist besetzt durch ein Präfix, ein finites Verb oder einen Verbkomplex.

1.  Das Vorfeld

1.1.  

Im Vorfeld steht in der Regel ein Satzglied*. Am häufigsten ist das Subjekt im Vorfeld zu finden. Steht im Vorfeld ein anderes Satzglied, dann befindet sich das Subjekt im Mittelfeld, nach dem Verb. Satzglieder wie Objekte, Adverbiale und auch Nebensätze können ebenfalls im Vorfeld stehen.

  • Die Bundestagsdebatte versäumte er nie.
  • Als die Konferenz begann, kannte er die Tagesordnung noch nicht.
  • Pünktlich ging er in die Konferenz.
  • Als die Konferenz begann, kannte er die Tagesordnung noch nicht.

* Ggf. kann mehr als ein Satzglied im Vorfeld stehen. Dabei besetzt das erste Satzglied streng genommen das Vor-Vorfeld. Die Satzglieder sind durch Komma voneinander getrennt. Das durch Komma abgetrennte Satzglied steht außerhalb der Satzstruktur, was daran zu erkennen ist, dass der Satz nicht ungrammatisch wird, wenn dieses Vor-Vorfeld weggelassen wird.

Die Minister, vor allem aber die Abgeordneten, verbringen die meiste Zeit in Ausschüssen.

1.2.

Das Satzglied im Vorfeld bezeichnet häufig etwas, was dem Leser und Hörer bereits bekannt ist. In dem Fall ist dieses Satzglied nicht betont.

Die Abgeordneten beginnen ihre Sitzungen in der 1. Septemberwoche. In den Sitzungen müssen Detailfragen bearbeitet werden.

1.3.  

Das Vorfeld kann aber auch mit einem Satzglied besetzt sein, mit dem eine Aussage betont, also markiert, werden soll.

Die Änderungen hat er gar nicht gekannt. Den Gesetzentwurf dagegen hat er bearbeitet.

1.4.  

Vor dem Vorfeld (Position 0) kann eine Hauptsatzkonjunktion stehen. Diese Konjunktionen sind keine Satzglieder, d.h. die Wortstellung wird nicht beeinflusst.

1.5.  

Elemente, die nicht betont werden können, stehen nie im Vorfeld. Dazu gehören Reflexivpronomen echter Reflexivverben, das akkusativische Pronomen es, trennbare Verbpräfixe und Modalpartikel wie halt, eben, schon.

2.  Das Mittelfeld (unmarkierte Reihenfolge)

Im Mittelfeld können grundsätzlich alle Satzglieder stehen. Die Regeln zur Reihenfolge der Satzglieder sind davon abhängig, ob es sich um nominale Satzglieder dem Abgeordneten) oder pronominale Satzglieder ihm) handelt. In den folgenden Regeln wird von einer neutralen Reihenfolge ausgegangen, also unmarkiert.

2.1.  Die Reihenfolge von nominalen Satzgliedern

Subjekt - Dativobjekt - Akkusativobjekt
Er hat dem Abgeordneten die Papiere zurückgegeben.

2.2.  Die Reihenfolge von pronominalen Satzgliedern

Subjekt - Akkusativobjekt - Dativobjekt
Er hat sie ihm zurückgegeben.

2.3.  Die Reihenfolge, wenn nominale und pronominale Satzglieder kombiniert sind

Pronomen vor Nomen

Der Referent gibt dem Abgeordneten die Papiere zurück.

  • → Der Referent gibt sie dem Abgeordneten zurück.
  • → Der Referent gibt ihm die Papiere zurück.
  • → Der Referent gibt sie ihm zurück.

 

Bei der Reihenfolge der o.g. Satzglieder gilt ebenfalls kurz vor lang.

2.4.  

Präpositionale Objekte, Genitivobjekte und obligatorische Adverbiale stehen am Ende des Mittelfeldes, vor der rechten Satzklammer.

  • Er hat sich sehr für die Frage interessiert.
  • Sie sind sich der Problematik bewusst gewesen.
  • Er ist offensichtlich bemüht gewesen.

2.5.  Weitere Tendenzen der Satzgliedstellung im Mittelfeld

  • definite Nominalglieder vor indefiniten Nominalgliedern
    Die Sicherheit kostet den Bundestag eine beträchtliche Summe.
  • Bekanntes vor Neuem

3.  Das Nachfeld

Im Nachfeld stehen üblicherweise umfangreiche Satzglieder, z.B. Nebensätze.

3.1.  

Im Nachfeld stehen immer:

  • so dass-Sätze:
    Er plante seine Aufgaben genau, so dass er im Sommer frei hatte.
  • Vergleichssätze:
    Es war doch interessanter, als er dachte.

3.2.  

Im Nachfeld stehen folgende Satztypen, wenn sie nicht im Vorfeld stehen:

  • Subjekt- und Objektsätze:
    Dass die Diskussion so unsachlich ist, ärgert die Teilnehmer.
    Ich habe nicht gedacht, dass es so interessant ist.
  • konjunktional eingeleitete Nebensätze
    Es ging doch so schnell, weil die Opposition zugestimmt hat.
  • Infinitivsätze
    Sie hatten versprochen, nicht weiter zu blockieren.

3.3.  

Wenn man bestimmte Satzglieder betonen möchte, kann man sie ins Nachfeld stellen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn sie keine Verbergänzungen sind.

Er wird den Entwurf schreiben in der Sommerpause.

Außerdem können diese Satzglieder im Nachfeld, ebenso wie im Vorfeld, stehen, wenn sie unwichtig sind. Die Betonung bzw. die Unbetontheit der Satzglieder wird durch den Kontext sichtbar.

4.   Zur Stellung der adverbialen Angaben

4.1.  

Bei adverbialen Angaben handelt es sich um freie Satzglieder, die im Gegensatz zu Ergänzungen nicht obligatorisch sind, damit der Satz grammatikalisch korrekt ist. Adverbiale Angaben sind temporal (wann?), kausal (warum?), modal (wie?) oder lokal (wo/wohin?). Im Allgemeinen stehen diese Angaben in neutraler, unmarkierter Reihenfolge folgendermaßen:

temporal, kausal, modal, lokal

4.2.  

Eine eindeutige Regel zur Reihenfolge der Angaben gibt es nicht. Temporale und lokale Angaben stehen häufig im Vorfeld.

  • Gestern hatte sich die Arbeitsgruppe wieder getroffen.
  • In den Ministerien arbeitet man oft in Arbeitsgruppen.

Die Angabe auf die Frage wo? befindet sich häufiger im Vorfeld, während die Angabe zur Frage wohin?tendenziell eher am Ende des Mittelfeldes steht.

Nach der Sitzungswoche sind sie mit Freunden nach Irland gefahren.

4.3.  

Angaben stehen nach Personal- und Reflexivpronomen und vor den Ergänzungen.

Die Abgeordneten verlangen von ihnen jede Woche eine Terminübersicht.

III.  ZUR STELLUNG VON KONJUNKTIONEN

Konjunktionen haben die Aufgabe, Sätze miteinander zu verbinden. Dabei sind drei Typen von Konjunktionen zu unterscheiden:

Typ 1

Konjunktionen, die Hauptsätze oder Nebensätze gleichen Grades verbinden, so genannte nebenordnende Konjunktionen.

  • Die Sitzungen beginnen in der 1.Septemberwoche und die Teilnehmer müssen sich in eine Liste eintragen.
  • ...dass die Sitzung in der 1. Septemberwoche beginnt und (dass) die Teilnehmer sich in eine Liste eintragen müssen.

Die nebenordnenden Konjunktionen verändern die Wortstellung nicht. Folgende Konjunktionen lassen sich unterscheiden:

additiv alternativ adversativ korrigierend additiv
und
(so)wie
sowohl – als (auch)
oder
entweder oder
denn aber
doch
jedoch

nur
sondern
nicht nur - sondern auch

Entweder – oder, aber, doch, jedoch sind in ihrer Position ein wenig freier, d.h. sie können direkt vor dem finiten Verb oder direkt nach dem finiten Verb stehen.

  • Entweder sie kommen oder sie kommen nicht.
  • Sie kommen entweder oder sie kommen nicht.
  • Sie haben wenig Zeit. Aber sie möchten teilnehmen.
  • Sie haben wenig Zeit. Sie möchten aber teilnehmen.

Typ 2

Konjunktionen, die Nebensätze einleiten, so genannte unterordnende Konjunktionen.

Sie arbeiten in Fachgruppen, damit die Aufgaben besser verteilt werden.

Die Wortstellung verändert sich, das Verb steht am Satzende.

Die unterordnenden Konjunktionen unterscheiden sich folgendermaßen:

kausal konditional final konzessiv modal temporal
weil
da
zumal
wenn
falls
sofern
um ...zu
damit
obwohl
obgleich
obschon
wenngleich
zwar ...aber
indem
dadurch, dass
je nachdem
wie
ohne dass
ohne ... zu
als
wenn
während
solange
sooft
immer wenn
nachdem
bevor
bis
seit(dem)

Wenn der Nebensatz im Vorfeld des Hauptsatzes steht, steht das finite Verb des Hauptsatzes an erster Stelle.

Eine Arbeitsgruppe sammelt noch Daten, während die andere Gruppe bereits mit der Auswertung beginnt.
Während die eine Gruppe bereits mit der Auswertung beginnt, sammelt die andere Gruppe noch Daten.

Typ 3

Konjunktionaladverbien sind Satzverbindungen, die selbständige Satzglieder sind. Sie können im Vorfeld stehen oder nach dem finiten Verb, also im Mittelfeld.

Übrigens beteiligt sich auch die Öffentlichkeit an der Debatte.
Die Öffentlichkeit beteiligt sich übrigens auch an der Debatte.

Folgende Konjunktionaladverbien lassen sich unterscheiden:

additiv kausal konsekutiv adversativ modal temporal
auch
außerdem
darüber hinaus
ebenfalls
erstens, zweitens
sogar
übrigens
zudem
zum einen ...
zum anderen
daher
deshalb
deswegen
darum
also
folglich
infolgedessen
dennoch
trotzdem
allerdings
gleichwohl
dadurch
damit
dabei
danach
dann
schließlich
nachher
vorher
inzwischen
seitdem
währenddessen
daraufhin
zuvor

IV.  ZUR STELLUNG VON ES

Das Pronomen es kann verschiedene Elemente eines Satzes ersetzen und je nachdem an unterschiedlichen Positionen im Satz stehen. Dabei lassen sich 2 Hauptgruppen von es unterscheiden:

Die 1. Gruppe von es ist in allen Satzpositionen obligatorisch und nicht ersetzbar.

Die 2. Gruppe ist abhängig von der Wortstellung, d.h. es kann ersetzt werden, wenn ein anderes Satzglied ins Vorfeld rückt.

1.  es ist obligatorisch

1.1.  es als Pronomen für ein Substantiv im Neutrum:

Das Grundgesetz war für die Bundesrepublik als Provisorium gedacht. Es gilt noch heute.

Es als Pronomen für ein Substantiv im Neutrum im Akkusativ steht nie im Vorfeld (s. II.1.5.).

1.2.  es als Pronomen für ein prädikatives Adjektiv oder Substantiv:

  • Das Grundgesetz war für die Bundesrepublik als Provisorium gedacht. Es gilt noch heute.
  • Die Bundestagsdebatten sind öffentliche Veranstaltungen. Die Ausschusssitzungen sind es nicht.

1.3.  es als Pronomen für einen Satz oder Satzteil, die schon vorher genannt wurden:

Abgeordnete arbeiten häufig in bestimmten Fachbereichen. Für viele ist es die Hauptarbeit.

2.  

Bei einer Reihe von Verben und Ausdrücken ist es ein fester Bestandteil und kann nicht ersetzt werden. Es ist in diesen Fällen das formale Subjekt bzw. Objekt.

Es gibt folgende Gruppen:

2.1.  Witterungsverben

  • Es regnet.
  • Es schneit.
  • Es ist heiß.
  • Es stürmt. etc.

2.2.  Geräuschverben

  • Es kracht.
  • Es klingelt.
  • Es klopft.
  • Es knistert.
  • Es knallt.

Diese Verben können anstelle von es auch ein konkretes Subjekt aufweisen.
Der Wecker klingelt.Der Nachbar klopft.

2.3.  Verben des Empfindens

  • Es geht mir gut.
  • Es friert mich.
  • Es tut weh.*
  • Es schmerzt.*
  • Es freut mich.*

Einige dieser Verben können anstelle von es auch ein konkretes Subjekt aufweisen.
Der Kopf tut weh.Der Kopf schmerzt.

2.4.  unpersönliche Fügungen

  • Es gibt + Akk.
  • Es handelt sich um + Akk.
  • Es geht um + Akk
  • Es kommt an auf + Akk.

2.5.  es als formales Objekt

Für eine Reihe von Ausdrücken ist es ein formales Objekt und kann nicht ersetzt werden.

  • Sie meint es gut.
  • Man macht es ihm nicht leicht.
  • Sie hatten es leicht.

Es kann dabei nur im Mittelfeld stehen.

3.  es als Platzhalter

In den folgenden Fällen steht es am Satzanfang (im Vorfeld) und kann wegfallen, wenn die Satzglieder umgestellt werden. In dem Fall hat es eine Platzhalterfunktion.

Die folgenden Gruppen können unterschieden werden:

3.1.  es im Vorfeld bei Verben im Aktiv

Es kamen viele Zuhörer in die Veranstaltung.
Viele Zuhörer kamen in die Veranstaltung.

Es passierte ein Unfall.
Ein Unfall passierte.

3.2.  es im Vorfeld beim Passiv

Hat der Passivsatz kein Subjekt (wenn der Aktivsatz kein Akkusativobjekt hat), steht häufig es im Vorfeld. Wird ein anderes Satzglied an den Satzanfang gestellt, fällt es weg.

Es wird in Fachgruppen gearbeitet.
In Fachgruppen wird gearbeitet.

Wie in Aktivsätzen (s. 3.1.) kann auch in Passivsätzen, die ein Subjekt enthalten, es als Platzhalter das Vorfeld besetzen. Die Form des Verbs richtet sich in diesen Sätzen immer nach der Form des Subjekts.

Es wird in Fachgruppen gearbeitet.
In Fachgruppen wird gearbeitet.

3.3.  es als Platzhalter für Nebensätze

Es steht häufig bei Verben oder prädikativen Adjektiven, auf die ein Nebensatz folgt.

Es kann sein, dass er kommt. Dass er kommt, kann sein.
Es ist wichtig, dass alle kommen. Dass alle kommen, ist wichtig.
Es ist fraglich, ob sie da ist. Ob sie da ist, ist fraglich.

Beide Gruppen können es im Vorfeld haben. Rückt der Nebensatz an den Satzanfang, entfällt es. Dies gilt für folgende Nebensätze:

  • NSob
  • NSdass
  • NSw
  • Infzu
  • NSwenn

 

Es kann aber auch im Mittelfeld stehen.

... wenn es fraglich ist, ob sie da ist.

V.  NEGATION UND IHRE STELLUNG

Das Negationswort nicht kann einen ganzen Satz verneinen oder einen Satzteil.

1.  

Wird der ganze Satz verneint, steht nicht möglichst am Ende des Satzes und negiert das Prädikat.

Gestern kamen die Teilnehmer nicht.

1.1.  

Nicht steht nach Subjekten, Dativ- und Akkusativobjekten mit Definitartikel oder Pronomen am Satzende. Bei mehrteiligen Prädikaten steht nicht vor der infiniten Verbform, d.h. vor Partizipien, Infinitiven oder Präfixen.

Gestern sind sie nicht gekommen.

  • Gestern konnten sie nicht kommen.
  • Gestern kamen sie nicht vorbei.

 

Außerdem steht nicht meistens

1.2.  vor Präpositionalobjekten

Die Teilnehmer erkundigten sich nicht nach den Themen.

1.3.  vor Genitivobjekten

Die Teilnehmer bedurften nicht zusätzlicher Informationen.

1.4.  vor adverbialen Ergänzungen

Das Seminar dauert nicht das ganze Wochenende.

1.5.  vor Prädikativen

Die Teilnehmer waren nicht neugierig.

1.6.  vor Funktionsverbgefügen

Die Teilnahme stand nicht zur Diskussion.

2.  Negation eines Satzteils

Soll nur ein Satzteil verneint werden und nicht ein ganzer Satz, steht nicht direkt vor diesem Satzteil. Um leichter zu erkennen, ob es sich um eine Satz- oder Teilnegation handelt, kann bei der Satzteilnegation die Probe mit sonderngemacht werden. Steht nicht bei der Satznegation vor einem Satzglied, fallen Satz- und Teilnegation zusammen. Ohne Betonung handelt es sich um Satznegation, mit Betonung um Teilnegation.

Das Thema interessiert nicht die Abgeordneten sondern die Journalisten.

3.  nicht bei adverbialen Angaben

Die Regeln zur Stellung von nicht bei adverbialen Angaben sind nicht absolut. Es gibt jedoch folgende Tendenzen bei der Satznegation:

3.1.  

nicht steht meist nach

  • kausalen, konditionalen, konzessiven und temporalen Angaben, wenn es sich um präpositionale Angaben handelt.
    Sie kommen wegen der Debatte nicht.
    Ein Ergebnis kommt bei der Diskussion nicht zustande.
    Der Abgeordnete kam trotz langer Beratung nicht zu einem Ergebnis.
    Das Thema wurde während der Debatte nicht diskutiert.

3.2.  

nicht steht in der Regel nach

  • Adverbien
    Er kann deswegen nicht mitarbeiten.
    Sie wollen bekanntlich nicht diskutieren.
  • Modalwörtern
    Sie werden vielleicht nicht kommen.

3.3.  

nicht steht bei präpositionalen Lokalangaben alternativ vor oder hinter der Angabe

  • Die Gruppe diskutierte das Thema nicht im Plenum.
  • Die Gruppe diskutierte das Thema im Plenum nicht.
  • vor Modalangaben als Präpositionalangabe
    Die Gruppe diskutierte nicht mit Begeisterung.

4.  Die Negation mit kein

4.1.  

Mit kein werden Nomen mit indefinitem Artikel und ohne Artikel (Nullartikel) verneint.
Kein steht direkt vor dem Nomen, das es negiert.

  • Er hat noch keine Bundestagsdebatte besucht.
  • Sie machen sich keine Sorgen um das Ergebnis.

 

4.2.  

Die Verneinung mit kein kann auch Teilnegation sein.

  • vor Eigennamen ohne Artikel
    Sie machen sich keine Sorgen um das Ergebnis sondern um die Vorbereitungen.

4.3.  

Anstelle von kein steht nicht

  • vor Eigennamen ohne Artikel
    Wir haben nur Potsdam besucht, leider nicht Berlin.
  • vor Nomen, die eng mit dem Verb verbunden sind
    Er ist nicht Rad gefahren.
  • wenn ein Zahlwort sein kann

    Durch nicht ein tritt verstärkte Negation oder Negation des Zahlworts auf.

    Es gibt nicht nur einen Fachbereich, für den ein Abgeordneter tätig ist (sondern mehrere).

5.  

Es gibt neben nicht und kein eine Reihe anderer Negationswörter.

5.1.  

etwas / alles nirgends, nirgendwo
irgendwohin nirgendwohin
irgendwoher nirgendwoher
auf jeden Fall keinesfalls

 

5.2.  

Drüber hinaus gibt es Verben, die eine Verneinung ausdrücken. Der Inhalt des Nebensatzes (häufig Infinitivkonstruktionen) ist in dem Fall verneint, auch wenn kein formales Negationswort vorhanden ist.
Verben, die eine Verneinung ausdrücken, sind z.B.:
ablehnen, abraten, abstreiten, hindern, leugnen, verbieten, warnen, sich weigern, widerlegen etc.

In der Fachgruppe riet man ihm ab, das Thema öffentlich zu diskutieren.

5.3.  

Mit einer Reihe von Präfixen und Suffixen lässt sich eine Verneinung ausdrücken:

 

Suffixe
-frei akzentfrei
-leer inhaltsleer
-los bedeutungslos

 

 

Präfixe
miss- missfallen
non- nonverbal
un- unsicher

 

(s.Wortbildung III)

5.4.  

Mit einer doppelten Negation ist die Satzaussage grundsätzlich positiv. Dabei kann die positive Aussage auch relativiert werden.

  • Der Referent war nicht uninteressiert.
  • Die Zuhörer waren nicht ohne Humor.