Text 1

Insgesamt spielt die Zweitsprache im Leben eines Individuums eine wichtigere Rolle als eine Fremdsprache. Eine Zweitsprache kann z.B. für das Überleben eines Individuums in einer zweisprachigen Gesellschaft notwendig sein. Sie ist ein Verständigungsmittel. Eine Fremdsprache ist hingegen nur ein potenzielles (und zumeist eingeschränktes) Verständigungsinstrument, unter Umständen allerdings auch Voraussetzung für eine berufliche Karriere. [...]
Mit primärem Zweitspracherwerb wird der gleichzeitige Erwerb zweier Sprachen bezeichnet, mit sekundärem Zweitspracherwerb jeder weitere Spracherwerb, der nach dem Erwerb der Primärsprache, d.h. also im Kindesalter oder später stattfindet. Wird eine fremde Sprache ohne formale Unterweisung erworben, sprechen wir von einer ungesteuerten (bzw. selbstgesteuerten), sonst von einer gesteuerten Aneignung bzw. vom Lernen einer fremden Sprache. Eine Zweitsprache hat in der Gesellschaft, in der der Lerner lebt, eine zentrale Funktion. Sie ist zur kommunikativen Bewältigung von Alltagssituationen in dieser Gesellschaft unerlässlich. Eine Fremdsprache hat keine vergleichbare Funktion. [...] Während der ZU anfangs gewisse Parallelen mit dem FU aufweist, gleicht er in späteren Phasen mehr und mehr erstsprachlichem Unterricht, ohne jedoch dessen sprachliches Niveau ganz zu erreichen.

Aus: Apeltauer, Ernst: Grundlagen des Erst- und Fremdsprachenerwerbs. Eine Einführung. In: Neuner, Gerhard [Hrsg.]: Fernstudienprojekt zur Fort- und Weiterbildung im Bereich Germanistik und Deutsch als Fremdsprache - Teilbereich Deutsch als Fremdsprache; Fernstudieneinheit 15. Berlin, [u.a.]: Langenscheidt. S. 14-16, leicht verändert


Ergebnis