Zu viele Praktika können auch schaden
Ein Selbstbewusstsein, das aber inzwischen vielen Hochschulabsolventen abgeht, nennt Karl-Heinz Minks einen weiteren Grund, warum sich manche Studenten in der Praktikumsschleife verheddern. "Manche Leute sind inzwischen so verunsichert, dass sie glauben, es wäre unangemessen, sich gleich auf eine richtige Stelle zu bewerben."
Irgendwann gelte es jedoch, die "Praktikums-Notbremse" zu ziehen, so Minks. "Man muss sich ja auch fragen, was es für einen Eindruck macht, wenn man bis zu vier oder fünf Praktika nach dem Studium vorweist. Da will doch jeder Personaler wissen, warum den keiner genommen hat.
Uta Glaubitz sieht das genauso. "Spätestens nach dem dritten Praktikum sollte man sich nach Alternativen umsehen, etwa indem man sich selbstständig macht oder sich ganz umorientiert."
Dass das kein Ding der Unmöglichkeit ist, hat zum Beispiel die Buchautorin Nikola Richter gezeigt. Die Germanistin war die Tingelei von Praktikum zu Praktikum nach ihrem Studium irgendwann leid und verarbeitete ihre Erfahrungen in mehreren fiktiven Geschichten unter dem Titel "Die Lebenspraktikanten". An Arbeit mangelt es der 29-Jährigen nun nicht mehr. Ihr Manuskript wurde verlegt, und Richter reist für Lesungen durchs Land und gibt ein Interview nach dem anderen. Die junge Akademikerin hat bewiesen, dass mit der richtigen Idee aus der Not schnell eine Tugend werden kann.
Von Sonja Kronenberger: (http://www.spiegel.de/unispiegel)