Berufseinstieg über den Nebenjob
Wer etwa als Germanist im Medienbereich arbeiten wolle, sollte sich gleich in den ersten Semestern um Praktika bei Zeitungen, Magazinen oder beim Radio kümmern. "Vielleicht springt hinterher sogar ein Nebenjob heraus, bei dem man zusätzliche Erfahrung sammeln kann." Ohnehin rät Glaubitz jungen Akademikern, Verlegenheitsjobs zu umgehen und ihre Brötchen mit Tätigkeiten zu verdienen, die sich gut im Lebenslauf machen: "Wenn ich an die Börse will, bringt es mich garantiert nicht weiter, wenn ich nebenher im Biergarten kellnere. Da ist es schon sinnvoller, in der Bank Kontoauszüge zu sortieren".
Karl-Heinz Minks gibt der Berufsexpertin Recht. "Nach unseren Erhebungen hat immerhin ein Drittel der Geisteswissenschaftler ihren Berufseinstieg über einen Job während des Studiums geschafft. Wenn dieser einschlägig war und auf den Beruf vorbereitet hat, etwa in PR-Agenturen oder bei Zeitungen, hat er die Chancen, eine Arbeitsstelle zu finden, enorm erhöht." Natürlich gebe es aber immer jemanden, der jemanden kennt, bei dem das anders war. "Dabei übersehen die Leute aber in der Regel, wer aus dem Bekanntenkreis den Sprung in den Beruf auf Anhieb gemeistert hat."
Susanne Hufnagel ist so eine Absolventin, die jemanden kennt, der jemanden kennt. "Die Freundin eines Bekannten hat VWL studiert, arbeitete nebenbei in der Bank und hat dort nach dem Abschluss ein halbjähriges Praktikum absolviert. Aus dem versprochenen Job wurde aber nichts." Derartige Ausbeuterei sei gang und gäbe, schimpft die angehende Architektin, die derzeit an der Frankfurter Fachhochschule an ihrem Diplom feilt. "Selbst, wenn es einem gelingt, einen festen Job an Land zu ziehen, ist der in der Regel unterbezahlt. Ich selbst habe durch Nebenjobs, eine Ausbildung vor dem Studium, ein Praxissemester und freie Mitarbeit genügend Erfahrung gesammelt. Nur im äußersten Notfall würde ich noch mal ein Praktikum absolvieren."